An zwei aufeinanderfolgen Tagen fand der WorkShop “Nachhaltiges Produzieren” im Rahmen der zweiten Green Culture Konferenz
in der Oper Leipzig statt. Das vor allem eine gute Organisation eine nachhaltige Veranstaltung von Bedeutung ist, hat das Team der Oper um Tobias Wolff bewiesen.
Eeröffnet wurde die Veranstaltung dann auch von keinen Geringeren als Paddy Dillon und Lisa Burger, den Autoren des Green
Book. In einem eindrucksvollen Vortrag erzählten sie, welche konkreten Entwicklungen nachhaltigen Arbeitens und Wirkens in der Kultur möglich sind.
Das ein internationales Problem wie der Klimawandel nicht auf lokaler Ebene gelöst werden kann, ist keine neue
Erkenntnis.
Die DTHG hatte schon vor einiger Zeit Kontakt zu den Green Book Verfassern aufgenommen, um das Green Book Theatre für den deutschsprachigen
Raum zu übertragen und an Regeln und Spielformen anzupassen. Das internationale Netzwerk ist dabei Garant für die starke inhaltliche Vernetzung der Theater weltweit und den schnellen
Wissenstransfer. Mehr als 20 Länder sind aktuell im Green Book Netzwerk weltweit aktiv, Tendenz steigend.
In den WorkShops konnte man dann direkt an die Ausführungen der beiden Green Book Herausgeber
anschließen.
27 Theaterleute unterschiedlicher Fachbereiche - vom Technischen Direktor über die Geschäftsführungen bis zur Hutmacherin -
haben in der WorkShopgruppe zum Thema “Nachhaltiges Produzieren” die Abläufe einer Theaterproduktion vom ersten Austausch bis zur Premiere diskutiert. Alle Felder nehmen besonders dort
nachhaltige Entwicklungen, wo die Theatermenschen in die Prozesse aktiv einbezogen werden oder besser noch federführend in ihren Bereichen daran arbeiten. Dass der Bestand der Häuser nicht
ausgeblendet werden kann, sondern als Hardware der täglichen Arbeit die Grundlage der Betrachtungen sein muss, war die logische Konsequenz der Runde.
Selbstermächtigung der Theatermenschen ist das erste Etappenziel. Das Expertenwissen ist in den einzelnen Abteilungen der
Theater bereits vorhanden und muss grundsätzlich nicht importiert werden. Der Zugriff darauf ist Aufgabe der Teams und sollte theatergerecht und teamorientiert organisiert werden, so dass
möglichst wenig (Mehr-) Arbeit für die Einzelnen entsteht (schon gar nicht bürokratische!) und eine hohe Motivation durch selbstbestimmtes Handeln im Team entsteht. Eigene Ideen für das Haus zu
entwickeln und umzusetzen, ist motivierend und praxisbezogen. Die Theaterleitung kann hier aktiv und nicht nur mit Bekenntnissen unterstützen. Auf vergleichbaren Konferenzen lässt sich schnell
eine gemeinsame Position finden, im Theaterbetrieb sind es aber oft die wichtigen kleinen Schritte mit denen begonnen werden muss. darin besteht auch die Gefahr vergleichbarer Veranstaltungen,
auf denen viele Menschen gleichen Denkens schnell eine Einigkeit herbeiführen, es aber an der Umsetzung im operativen Betrieb am Personalmangel scheitert oder immer die benachbarte Abteilung den
Start wagen soll. Ein bekanntes Problem.
Der Weg vom Bekenntnis zum Handeln ist ohnehin ein beschwerlicher, so konstatierten einige der Teilnehmer, weil die äußeren
Zwänge eines straff organisierten Spielplans die Taktung vorgeben und nicht selten wirtschaftlicher und zeitlicher Druck einer nachhaltigen Arbeitsweise entgegensteht.
(Fehlende) Zeit wurde als maßgeblicher Faktor des Gelingens oder Nichtgelingens nachhaltiger Arbeit in der Diskussion angeführt. Die gleichzeitige
Verschärfung durch Personal- oder Fachkräftemangel ist nicht selten mit der oft von den Trägern geforderten Steigerungen von Produktionen verknüpft. Hier besteht vor allem grundsätzlicher und
organisatorischer Handlungsbedarf, insbesondere im Hinblick auf die Förderstrukturen, die nicht an ein Mehr von dem
Gleichen geknüpft sein sollten.
Eine klare Erkenntnis des WorkShops: Nachhaltiges Arbeiten lässt sich nicht auf “nachhaltiges Produzieren” allein
reduzieren, zumindest nicht, wenn die Gebäude oftmals mit völlig veralteter Haus- und Betriebstechnik arbeiten. Der direkte Zusammenhang einer ganzheitlichen Betrachtung der individuellen
Theaterarbeit ist daher auch als Grundlage einer langfristigen und nachhaltigen Strategie zu verstehen.
Es ist wichtig zu erkennen, dass Nachhaltigkeit auch andere Umweltaspekte, wirtschaftliche Notwendigkeiten und soziale
Verantwortung - vor allem in Zeiten nachhaltiger Fachkräftegewinnung- beinhaltet. Das Green Book bietet eine umfassende Orientierung für nachhaltiges Arbeiten im Theater, einschließlich, aber
längst nicht beschränkt auf den Dekorationsbau und nachhaltiges Produzieren.
Die Green Culture Konferenz konnte begeistern. Die Theaterleute waren interessiert und in ihren Fachbereichen hochmotiviert
und können, mit den richtigen Werkzeugen ausgestattet, einen wichtigen Betrag zu nachhaltigem Arbeiten in ihren Häusern und darüber hinaus leisten. Das gerade Menschen aus den wichtigen
technischen Abteilungen oft nicht die Zeit haben, sich auf vergleichbaren Veranstaltungen auszutauschen und das Feld oft fachfremden Diskutanten überlassen, wird aktuell mit den Green Book
Initiativen der DTHG gegengesteuert.
Das Green Book Theatre in der von der DTHG aufbereiteten deutschen Fassung bezieht sich auf umweltfreundliche und nachhaltige Praktiken im Theater, einschließlich des Dekorationsbaus. Auch wenn der Dekorationsbau nur einen Teil der Gesamtenergieverbräuche im Vergleich zum gesamten Theatergebäude ausmachen mag, gibt es mehrere Gründe, warum das Green Book auch für Menschen aus Szenographie und Dekorationsbau eine hervorragende Grundlage für nachhaltiges Arbeiten im Theater sein kann:
Ganzheitlicher Ansatz: Das Green Book bietet einen ganzheitlichen Ansatz für Nachhaltigkeit im Theater. Es kann nicht nur den Dekorationsbau, sondern auch andere Bereiche wie Beleuchtung, Energieeffizienz, Abfallmanagement und Materialwahl abdecken.
Umweltbewusstsein: Selbst wenn der Dekorationsbau einen kleinen Anteil am Energieverbrauch ausmacht, trägt er dennoch zur gesamten Umweltbilanz des Theaters bei. Das Green Book fördert ein Bewusstsein für umweltfreundliche Materialien, Prozesse und Entscheidungen.
Bildung und Bewusstsein: Durch die Anwendung des Green Book im Dekorationsbau wird das Theaterpersonal über nachhaltige Praktiken und ihre Auswirkungen auf die Umwelt informiert. Das kann zu einer breiteren Sensibilisierung und einem Verständnis für nachhaltige Entscheidungen führen.
Vorbildfunktion: Theater haben oft eine Vorbildfunktion in der Gesellschaft. Durch die Implementierung nachhaltiger Praktiken im Dekorationsbau und im Umgang mit nachhaltigen Gebäuden können Theater dazu beitragen, umweltfreundliche Standards zu setzen und zu inspirieren. Kooperationen mit Herstellern und gemeinsame Forschungen gerade im Kulturbetrieb, können Werkstoffe und Technologien flächendeckend und wirtschaftlich sinnvoll erreichbar gemacht werden.
Langfristige Kosteneinsparungen: Nachhaltige Praktiken, die im Green Book erläutert und gefördert werden, können langfristig zu Kosteneinsparungen führen, indem sie den Energieverbrauch reduzieren, Abfall minimieren und effizientere Prozesse befördern.
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